HUMANÖKOLOGIE UND ERNÄHRUNGSÖKOLOGIE:
Konzeptionelle Allianzen und Synergien
Parto Teherani-Krönner (Humboldt-Universität zu Berlin) und Jana Rückert-John (Hochschule Fulda)
In Zusammenarbeit mit dem Fachgebiet Gender & Globalisierung (Humboldt Universität zu Berlin)
Essen als Aufnahme von Nahrung ist ein tägliches physisches Bedürfnis. Aus sozialökologischer Sicht ist Ernährung die grundlegendste Form des gesellschaftlichen Metabolismus, wie ihn Marina Fischer-Kowalski (1997; 2012) beschreibt. Sie sieht in der Ernährung eine Schlüsselfrage, da diese ein Drittel des gesellschaftlichen Stoffwechsels ausmacht. So kollidiert Ernährung in der gegenwärtigen westli-chen Welt erheblich mit den Zielen einer nachhaltigen Entwicklung, die sich auf eine ökonomische, ökologische und soziale Verträglichkeit sowie Zukunftsfähigkeit beziehen. Ein ausdrücklich mehrdi-mensionaler Ansatz liegt auch dem Konzept der Ernährungsökologie (Hoffmann, Schneider, Leitz-mann 2011) zugrunde. Die Dimensionen Gesundheit, Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft werden hier mit Blick auf die Ernährung als gleichberechtigt verstanden.
Eine Analyse der Ernährungssituation wird auch mit dem neuen Konzept der Mahlzeitenpolitik, Mahl-zeitensicherheit und Mahlzeitenkultur von Parto Teherani-Krönner (2014) verfolgt, in dem eine Kultu-rökologie von Ernährung und Geschlecht entwickelt wird. Mittlerweile gibt es auch eine Reihe von Arbeiten, die unter der Bezeichnung „Food Studies“ bzw. „Anthropology of Food“ sich den „wieder-entdeckten“ Themen Essen, Kochen und Ernährung widmen. Trotz Ernährungswohlstand in westli-chen Industrieländern ist auch im 21. Jahrhundert eine Sicherung der Ernährung, insbesondere im glo-balen Süden, nicht gewährleistet. Jean Ziegler geht unter Berufung auf Daten der FAO davon aus, dass im Rahmen der gegenwärtigen Lebensmittelproduktion 12 Milliarden Menschen ausreichend ernährt werden könnten (Ziegler 2012). Hinzukommt, dass neben den erheblichen sozialen Ungleichheiten bis hin zu Hungersnöten in Krisenregionen des globalen Südens nunmehr in Industrieländern aber auch in einigen Schwellenländern die Anzahl der Überernährten (Adipositas, Übergewicht) die Zahl der Hun-gernden übersteigt (Nutrition Transition).
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