Jahrestagungen 2007

Wege zu einer nachhaltigen Ernährungspraxis
– Neue Konzepte der inter- u. transdisziplinären Ernährungs- und Konsumforschung

11./12. Oktober 2007, Köln

29. wissenschaftliche Jahrestagung der AGEV
in Kooperation mit KATALYSE – Institut für angewandte Umweltforschung

Wissenschaftliche Leitung

Prof. Dr. Eva Barlösius, Leibniz-Universität Hannover, Institut für Soziologie

Regine Rehaag, KATALYSE Institut für angewandte Umweltforschung, Köln

 

Im Zentrum der 29. Wissenschaftlichen Jahrestagung der AGEV steht die Reflexion über den Beitrag inter- und transdisziplinärer Konzepte wie der sozial-ökologischen Ernährungs- und Konsumforschung für die nachhaltige Gestaltung der Ernährung.

Die kultur- und sozialwissenschaftliche Ernährungs- und Konsumforschung ist in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern wenig etabliert. In beiden Forschungsgebieten bestehen insbesondere Defizite bezüglich der methodischen und theoretischen Stringenz. Andererseits sind Praxisrelevanz, Kooperativität und interdisziplinäre Herangehensweise grundlegendes Kennzeichen der Ernährungs- und Konsumforschung. In den letzten Jahren wurden vielfache Anstrengungen unternommen, interdisziplinäre Zugänge zu verbessern und neue Kooperationsformen zu entwickeln.

Zu der vergleichsweise geringen Konturiertheit kommt die Problematik, einen besonders veränderungsresistenten Handlungsbereich der alltäglichen Lebensführung zum Gegenstand zu haben. Andererseits hat sich die alltägliche Ernährung im Zuge des gesellschaftlichen Wandels in einer – unter Public Health- und Nachhaltigkeits-Gesichtspunkten – äußerst bedenklichen Art und Weise verändert. Ernährungsforschung steht vor der Herausforderung, praxisrelevante Beiträge zu einer vorsorge- und nachhaltigkeitsorientierten Neugestaltung zu leisten.

Auf der 29. Wissenschaftlichen Jahrestagung der AGEV sollen nicht die Ergebnisse einzelner Studien im Mittelpunkt stehen. Erwünscht sind vielmehr analytische Beiträge zur Frage, wie Forschungsdesign und -methodik den Praxisimpact der Forschungsergebnisse beeinflussen.

Die Beiträge sollten zwar an laufende oder kürzlich abgeschlossene Forschungsprojekte und -ergebnisse anschließen, aber ihren Schwerpunkt auf die methodische Reflexion zu den folgenden Fragekomplexen legen:

  1. Ernährungspraxis und Konzeption des Forschungsgegenstandes 1.1 Wie wird der Forschungsgegenstand eingegrenzt, so dass der Handlungskontext des Esshandelns – die Ernährungsverhältnisse – angemessen berücksichtigt sind und die erforderliche Komplexitätsreduktion und damit die Bearbeitbarkeit der Forschungsfrage gewährleistet ist?1.2 Wie wird der Alltagsbezug gewährleistet, also den Kennzeichen der Alltagsvergessenheit und Routinisierung des alltäglichen Ernährungshandelns Rechnung getragen?
  2. Theoretisches und methodisches Forschungsdesign 2.1 Wie werden Ernährungsverhalten und Esshandeln konzeptualisiert?2.2 Wie werden die sozialen, ökonomischen, physiologischen und sinnlichen Aspekte des Essens theoretisch und praktisch integriert?2.3 Gibt es Aspekte des Methodenkonzepts (Kombination methodischer Elemente, Adaptationen, Neuentwicklungen), denen besondere Bedeutung für die Praxisrelevanz (Gestaltungs- und Umsetzungspotenziale) beigemessen wird?

    2.4 Welche Schlussfolgerungen legen die Projekterfahrungen für das Verhältnis von wissenschaftlicher Reflexion und Anwendungsbezug nahe?

    2.5 Welche Erfahrungen und Erkenntnisse sind für die Weiterentwicklung des transdisziplinären Paradigmas der Ernährungs- und Konsumforschung von Bedeutung?

  3. Wissenstransfer: Wie wird Praxisrelevanz und Umsetzbarkeit der Forschungsergebnisse gesichert?3.1 Wie werden gesellschaftliche Akteure beteiligt, um Praxiswissen einzubeziehen?3.2 Welche praxisrelevanten Produkte (Praxisprodukte) werden erarbeitet (Handlungsstrategien, Handlungsanleitungen, etc.)?3.3 Gibt es Erkenntnisse dazu, wie die unterschiedlichen Konsumgebiete aufeinander bezogen sind (Kohärenz der Lebensbereiche), ob die Ergebnisse der ernährungsbezogenen Konsumforschung auf andere Konsumbereiche übertragbar sind?

 

Tagungsunterlagen